Neues Aide Mémoire 07121203 "Überwachung computergestützter Systeme" - Teil 2

Ein wesentliches Dokument des Qualitätssicherungssystems der GMP-Behörden ist das Aide-Mémoire. Das Dokument ist definitiv nicht nur für den Inspektor ein wichtiges Hilfsmittel. Auch die betroffenen Betriebe können sich das Aide Mémoire zu Nutze machen, so findet man konkret Fragen, die ein GMP-Inspektor im Rahmen einer Inspektion stellen könnte.

Aber nicht nur Einzelfragen sind interessant. So findet man auch Inhalte zu bestimmten Sachverhalten, die in EU-GMP kaum näher erläutert werden. Beispielsweise sollen hier Hinweise zu kritischen Daten und kritischen Systemen erwähnt werden. In EU-GMP findet man zu kritischen Daten so gut wie nichts und auch EU-GMP Annex 11 nennt kritische Daten nur an einer Stelle.

EU-GMP Annex 11 6. Prüfung auf Richtigkeit
"Werden kritische Daten manuell eingegeben, sollte die Richtigkeit dieser Dateneingabe durch eine zusätzliche Prüfung abgesichert werden. Diese zusätzliche Prüfung kann durch einen zweiten Anwender oder mit Hilfe einer validierten elektronischen Methode erfolgen. Die Kritikalität und möglichen Folgen fehlerhafter oder inkorrekt eingegebener Daten für das System sollten im Risikomanagement berücksichtigt sein."

Im Aide Mémoire 07121203 "Überwachung computergestützter Systeme" findet sich hierzu einiges an Hinweisen, beispielsweise wird folgende Frage gestellt: 6-1 "Welche Daten wurden im Rahmen einer Bewertung als kritisch definiert?"

Und hier die Kommentierung zur Frage:
Welche Daten als kritisch anzusehen sind, soll im Voraus festgelegt sein. "Grundsätzlich sind Daten und die dazugehörigen Metadaten GMP-kritisch, wenn man sie benötigt, um eine GxP-Aktivität nachzuvollziehen oder zu beurteilen. PIC/S PI 041-1 unterscheidet bei der Beurteilung der Kritikalität zwischen dem Risiko für den Prozess und damit der Produktqualität und Patientensicherheit sowie dem Risiko, dass Daten verändert, gelöscht oder verloren gehen."

Das sind sehr wichtige Hinweise. Die Nachvollziehbarkeit aller GxP-Aktivitäten ist umfassend. Da gehört die Messung eines freigaberelevanten Parameters genauso dazu wie die Protokollierung der Reinigung des Lagers. Der Verweis auf PIC/S PI 041-1 zeigt die Bedeutung des Dokuments für den GMP-Inspektor zum Thema Datenintegrität.

Auch der Hinweis auf kritische Systeme ist von zentraler Bedeutung. Hier wird unter anderem folgende Frage gestellt: 1-5 "Inwieweit beeinflussen CS oder Prozesse die Sicherheit für Patientinnen/Patienten, die  Produktsicherheit oder die Qualität und Integrität der elektronischen Daten?"

Die Kommentierung ermöglicht eine sehr eindeutige Zuweisung der Systeme. Hier die Kommentierung:
"Mit dieser Fragestellung können kritische Systeme identifiziert werden. Diese sollten bei einer Inspektion vorrangig berücksichtigt werden.
Dieses sind beispielsweise Systeme,
- die Produktionsprozesse auf der Feldebene steuern (z. B. Reaktorsteuerung, Abfüllanlage, Mischer) oder
- die übergeordnete Prozesse steuern (PLS, MES) oder
- die im näheren Produktionsumfeld (z. B. RLT-Anlagen, CIP-/SIP-Prozesse, Anlagen zur Produktion und Verteilung von WFI oder Aqua purificata) oder im Bereich der IPC und Qualitätskontrolle (Multifunktionstester, HPLC-Systeme, CDS, LIMS, ELN) eingesetzt werden."

Vielleicht hätte man übergeordnete Prozesse noch etwas näher erläutern können, aber hierzu findet man auch im PIC/S PI 041-1 Hilfestellung.
Welche Systeme sind nach PIC/S PI 041 kritisch?
- Systems used to control the purchasing and status of products and materials;
- Systems for the control and data acquisition for critical manufacturing processes;
- Systems that generate, store or process data that is used to determine batch quality;
- Systems that generate data that is included in the Batch processing or packaging records;
- Systems used in the decision process for the release of products.

Bei einigen wenigen Kommentierungen ist allerdings auch Vorsicht geboten. Siehe hierzu Abbildung 1. Wie ist der Kommentar zu verstehen? - Erwartet wird eine aktuelle, ggf. modulare Aufstellung, die ein gelenktes Dokument darstellt.

Aktuell bedeutet, dass neue Systeme zeitnah in die Liste aufzunehmen sind (Vorgaben in einer SOP festlegen). Ggfs. modularer Aufbau bedeutet, dass man mehrere Listen führen kann. Den Begriff "gelenkte Dokumente" gibt es in GMP eigentlich nicht, aber man könnte den Begriff "GMP-gelenktes Dokument" einführen. Kennzeichen eines GMP-gelenkten Dokuments sind:
Es gibt einen Ersteller, Prüfer und Genehmiger. Grundsätzlich ist es schwierig "lebende" Listen als gelenkte Aufzeichnungen im Sinne von EU-GMP Kapitel 4 zu führen. Die "Liste" als Dokumentationstyp sollte deshalb in einer SOP beschrieben werden. Listen sind meist "lebende" Dokumente, die häufig geändert werden. Was gilt für die Versionierung?

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