Alternative Inspektions-Methoden der FDA
In unserer News vom 22. September 2025 haben wir auf eine FDA-Leitlinie zu "remote oversight Tools" hingewiesen. Der genau Titel lautet "Alternative Tools: Assessing Drug Manufacturing Facilities Identified in Pending Applications" Sie stellt Alternativen zu Inspektionen vor Ort im Rahmen der Beantragung einer Zulassung vor. Nachfolgend eine Analyse.
Die Leitlinie ist mit 11 Seiten nicht sehr umfangreich und gut lesbar. Das Ziel ist es, Antragsstellern einer Zuassung (NDA, ANDA, BLA) Informationen über alternative Methoden zu einer vor Ort Inspektion durch die FDA zu geben. Basis dafür sind die Erfahrungen aus der Corona-Zeit. Für folgende Inspektionstypen ist die Leitlinien nicht anwendbar:
- Inspektionen nach der Zulassung (Postapproval)
- Überwachungsinspektion ohne "preapproval" oder "prelicense" Komponenten
- Compliance-Inspektionen (z. B. anlassbezogen)
- Bioresearch Monitoring Inspektionen
In der Leitlinie werden dann Inspektions-Methoden erwähnt, die sich in der Corona-Zeit für "Pre-Approval- und "Pre-License "Inspektionen auf Basis einer Risikobetrachtung bewährt haben:
- Die Anforderung von Berichten und anderen Informationen direkt bei der Firma oder einer zu inspizierenden Einheit.
- Fernzugriff (Remote interactive evaluation, RIE oder remote regulatory assessment RRA), wie Livestream-Videos von Tätigkeiten vor Ort, Telefonkonferenzen, Teilen eines Bildschirms)
- Anforderung von aktuellen Inspektionsberichten und weitere Informationen von vertrauenswürdigen anderen Behörden im Rahmen eines Mutual Recognition Agreements (MRA)
Interessanterweise erwähnt die Guideline auch Hybrid-Inspektionen, obwohl der Begriff nicht genannt wird. Sie beschreibt auch als Möglichkeit eine Vor-Ort-Inspektion durch eine Fremd-Behörde mit FDA-Unterstützung mittels Fernzugriff. Die FDA hat für die Fernzugriffe eine neue Funktion kreiert: einen FDA remote subject matter expert.
Die Nutzung alternativer Methoden wird risikobasiert festgelegt werden. In Betracht gezogen werden u. a. produktbezogene Risiken, der Herstellungsprozess und Risiken durch die Fertigungsstätte selbst. Konkret genannt werden:
- Lücken in der aktuellen wissenschaftlichen Kenntnis
- Neue Fertigungstechnologien
- Neue Dosierungsformen
- Komplexität des Fertigungsprozesses
- wenig Fertigungserfahrung im kommerziellen Maßstab
- Probleme aus vorhergegangenen FDA- Inspektionen oder mit anderen Fremd-Behörden
Positive Aspekte, um alternative Methoden anzuwenden sind u. a.:
- Eine gute FDA- Inspektions-Historie und/oder eine von einer MRA-Partnerbehörde und gleiche oder ähnliche Produktionsverfahren im Zulassungsantrag im Vergleich zu schon existierenden Produkten
- Die spezifischen Risiken, die sich in der Zulassung ergeben oder bedingt durch die Tätigkeiten, die in der Firma bestehen und die mit den alternativen Tools auch bewertet werden können
- Das Produkt wird dringend benötigt
- Eine Inspektion vor Ort ist nicht möglich aufgrund von Reise-Restriktionen (Pandemien, Naturkatastrophen).
Im Weiteren finden sich noch Details zu den einzelnen o. g. Alternativ-Methoden. Auf die Guidance for Industry zu "Conduction Remote Regulatory Assessments: Questionds and Answers" (June 2025) wird noch explizit hingewiesen. Ebenso wird in der Leitlinie noch erwähnt, dass die FDA bei Fernzugriffen keine Aufnahmen machen wird. Interessanterweise wird bei der Anwendung von alternativen Methoden auch keine 483-Formblätter ausgestellt werden, sondern einfach eine Liste der Mängel.
Fazit: In Folge der Erfahrungen während der Corona-Pandemie sieht die FDA alternative Möglichkeiten zu vor Ort Inspektion als Möglichkeit im Rahmen von Zulassungs-Anträgen an.
Sie finden die Leitlinie "Alternative Tools: Assessing Drug Manufacturing Facilities Identified in Pending Applications" auf der FDA-Website