PFAS-Grenzwerte in der EU: Unzureichender Datenlage für Gesamtbewertung?

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Im Oktober 2022 schlug die Europäische Kommission vor, Umweltqualitätsstandards (EQS) für die Summe von 24 spezifischen PFAS in Oberflächen- und Grundwasser festzulegen. Das Europäische Parlament forderte jedoch die Einführung eines Gesamt-EQS für alle PFAS, da es Tausende dieser Substanzen gibt und eine Beschränkung auf 24 Verbindungen als unzureichend angesehen wurde. Daraufhin erstellte das Gemeinsame Forschungszentrum (JRC) ein Dossier mit sechs Optionen zur Festlegung eines Gesamt-EQS für PFAS.
SCHEER teilt das Ziel, die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor allen PFAS zu schützen. Jedoch betont der Ausschuss, dass dieses Ziel durch die Sammlung risikobasierter toxikologischer Informationen auf chemischer Basis erreicht werden sollte. SCHEER weist darauf hin, dass das derzeitige Wissen über die Risiken von PFAS für die menschliche Gesundheit und die Umwelt unzureichend ist und mehr Informationen über Gefahren und Exposition erforderlich sind.
Der Ausschuss äußert Bedenken hinsichtlich der Verwendung von Gesamtorganischem Fluor (TOF) als Maß für die Festlegung eines EQS für "PFAS total". Die verfügbaren analytischen Methoden zur Bestimmung von TOF könnten sowohl zu einer Über- als auch zu einer Unterschätzung der tatsächlichen PFAS-Konzentrationen führen, abhängig von den Bedingungen. Zudem ist die Empfindlichkeit der verfügbaren analytischen Methoden für TOF unzureichend, um relevante Konzentrationen im Bereich von 1-100 ng/L zu bestimmen.
Die Festlegung eines EQS auf einen Schwellenwert von 500 ng/L, wie in den Optionen 1-5 vorgesehen, steht im Widerspruch zum Prinzip, EQS-Werte auf der robustesten öko- und toxikologischen Evidenz zu basieren. Darüber hinaus enthält die Trinkwasserrichtlinie (DWD) keine Definition von PFAS. Da es in der Literatur mehrere Definitionen für PFAS gibt, ist unklar, welche Definition in der DWD verwendet wird und ob diese mit der im Entwurf des EQS-Dossiers für PFAS total verwendeten Definition kompatibel ist.
Angesichts der Vielzahl unterschiedlicher PFAS mit qualitativ und quantitativ unterschiedlichen (öko)toxikologischen Profilen, die in einem bestimmten Oberflächengewässer gemeinsam auftreten können, könnte die Festlegung eines EQS auf Gesamtfluorkonzentrationen in einem Gewässer entweder übermäßig oder unzureichend schützend sein.
SCHEER empfiehlt daher, die derzeitige Methode zur Festlegung eines Gesamt-EQS für PFAS zu überdenken und betont die Notwendigkeit weiterer Forschung und Daten, um fundierte Entscheidungen zum Schutz der Umwelt und der menschlichen Gesundheit treffen zu können.
Die vollständige Stellungnahme von SCHEER ist auf der Website der Europäischen Kommission verfügbar: SCHEER - Scientific Opinion on "Draft Environmental Quality Standards for PFAS total under the Water Framework Directive".