GMP im HPLC-Labor: Anpassen der Chromatographiebedingungen - Was ist nach Ph. Eur. zulässig?

Erfolgt bei chromatographischen Trennmethoden eine Einstellung innerhalb von zuvor festgelegten Grenzen, so ist normalerweise keine Revalidierung der Methode notwendig. Anders verhält es sich bei einer Änderung eines bestehenden chromatographischen Systems, also bei einer Überschreitung der zuvor festgelegten Grenzen. In diesem Fall wird der validierte Bereich der Methode verlassen. Es ist dann eine Revalidierung und eine Zustimmung (intern und extern) notwendig.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit die verschiedenen Parameter angepasst werden können, damit das angewandte Verfahren noch als validiert gilt? Angaben dazu finden sich in Kapitel 2.2.46 "Chromatographische Trennmethoden" des Europäischen Arzneibuchs.

Möglichkeiten nach Ph. Eur.

In Kapitel 2.2.46 ist im Abschnitt "Anpassen der Chromatographiebedingungen" angegeben, inwieweit die verschiedenen Parameter einer chromatographischen Prüfung angepasst werden können, damit die Kriterien der Systemeignung ohne grundlegende Änderung der Methode noch erfüllt werden. Darüber hin­ausgehende, nicht angegebene Änderungen erfordern nach den Vorgaben des Arzneibuchs eine Revalidierung der Methode.

Nach Arzneibuch unterscheiden sich die Möglichkeiten in Abhängigkeit von dem jeweiligen Verfahren, wobei folgende Fälle beschrieben werden:

  • Dünnschichtchromatographie und Papierchromatographie
  • Flüssigchromatographie: Isokratische Elution
  • Flüssigchromatographie: Gradientenelution
  • Gaschromatographie
  • Flüssigchromatographie mit superkritischen Phasen

Bei der Flüssigchromatographie hängen die Möglichkeiten also davon ab, ob es sich um eine Gradientenelution oder eine isokratische Elution handelt. Grundsätzlich ist bei der Gradientenelution ein Anpassen der Chromatographiebedingungen kritischer als bei der isokratischen Elution zu sehen. Grund dafür ist laut Arzneibuch, dass "eine Peakverschiebung in einen anderen Abschnitt des Gradienten auftreten kann, wodurch es zu einer falschen Peakzuordnung kommen kann; auch kann eine Peakmaskierung oder eine Peakverschiebung, bei der eine Elution des Peaks erst nach der angegebenen Chromatographiedauer erfolgt, eintreten."

Zulässige Anpassungen bei der Flüssigchromatographie

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die zulässigen Anpassungen bei der Flüssigchromatographie:

Parameter Isokratische Elution Gradientenelution
Zusammensetzung der mobilen Phase

± 30 % (rel.) oder ± 2 % (abs.) für die Menge des anteilsmäßig geringsten Bestandteils;
kein anderer Bestandteil darf um mehr als 10 % (abs.) geändert werden

Geringe Änderungen unter folgenden Voraussetzungen:
- Anforderungen an die Systemeignung sind erfüllt
- Hauptpeak/Hauptpeaks liegt/liegen innerhalb von ± 15 % der angegebenen Retentionszeit(en).
- Die mobile Phase hat in ihrer Endzusammensetzung keine schwächere Elutionskraft als in der vorgeschriebenen Zusammensetzung

pH-Wert des wässrigen Bestandteils der mobilen Phase

± 0,2 pH-Einheiten, falls nichts anderes vorgeschrieben ist;
± 1,0 pH-Einheiten, wenn nicht ionisierbare Substanzen geprüft werden

keine Anpassung zulässig
Salzkonzentration im Pufferbestandteil der mobilen Phase ± 10 % keine Anpassung zulässig
Durchflussrate ± 50 %
(Überschreitung zulässig, wenn die Säulendimensionen geändert werden
bei Änderung der Säulendimensionen ist eine Anpassung möglich
Stationäre Phase: Identität des Substituenten (Materialtyp) keine Änderung zulässig keine Änderung zulässig
Stationäre Phase: Teilchengröße Verkleinerung um max. 50 %; Vergrößerung nicht zulässig keine Anpassung zulässig
Länge der Säule ± 70 % ± 70 %
Innendurchmesser der Säule ± 25 % ± 25 %
Säulentemperatur  ± 10 °C
(wenn Arbeitstemperatur angegeben und nichts anderes vorgeschrieben)
 ± 5 °C
(wenn Arbeitstemperatur angegeben und nichts anderes vorgeschrieben)
Wellenlänge des Detektors keine Anpassung zulässig keine Anpassung zulässig
Einspritzvolumen Verringerung möglich (vor­ausgesetzt, Detektion und Wiederholpräzision des/der zu bestimmenden Peaks sind zufriedenstellend);
größeres Einspritzvolumen nicht zulässig

Verringerung möglich (vor­ausgesetzt, Detektion und Wiederholpräzision des/der zu bestimmenden Peaks sind zufriedenstellend);
größeres Einspritzvolumen nicht zulässig.

Dwell-Volumen ---

Anpassung einer isokratischen Startphase vor Beginn des Gradienten zulässig;
isokratische Phase kann entfallen, wenn die Validierungsdaten für die Anwendbarkeit der Methode dies erlauben

Überarbeitetes Kapitel 2.2.46

Bitte beachten Sie: Die oben aufgeführten Angaben beziehen sich auf den aktuell gültigen deutschsprachigen Text.

Ein überarbeitetes Kapitel (General chapter 2.2.46. Chromatographic separation techniques) wurde in Ph. Eur. 11.0 veröffentlicht. Die englischsprachige Version tritt am 01. Januar 2023 in Kraft.

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