GDP-Interpretation - BAH und andere Verbände veröffentlichen Positionspapier zu Temperaturabweichungen

Die 2013 revidierten EU Good Distribution Practice (GDP) Guidelines (in deutscher Sprache  veröffentlicht als "Leitlinien für die gute Vertriebspraxis von Humanarzneimitteln") 2013/C 343/01 geben die Anforderungen bei Lagerung  und Vertrieb von Arzneimitteln sehr detailliert wieder.

Vor allem aber beim Transport sorgen manche Erwartungen der Behörden für Herausforderungen. Die Verbände der Arzneimittel-Hersteller BAH, BPI, vfa und Pro Generika und der Verband der Großhändler PHAGRO haben nun ein Positionspapier veröffentlicht und dieses auch an die Aufsichtsbehörden weitergeleitet. Laut einer Meldung des Bundesverband der Arzneimittelhersteller BAH wurden z.B. "zum Teil sehr restriktive Anforderungen im Hinblick auf einen temperaturgeführten Transport seitens der Behörden aufgestellt, insbesondere an solchen Tagen (im Spätsommer), an denen die Tagestemperaturen über 25 Grad gestiegen waren."

Neben der Darstellung der Sichtweise der Verbände zu der gesehenen Problematik soll das Papier auch Argumente bei der Beurteilung  kurzzeitiger Temperaturabweichungen beim Transport von Arzneimitteln liefern. In dem Papier heißt es, dass Erkenntnisse aus den Stabilitätsuntersuchungen zeigen, dass Temperaturschwankungen in Klimazone I/II (relevante Zonen der Europäischen Union) nicht zu Qualitätsproblemen führen. Laut dem Papier kann daraus gefolgert werden, dass zeitweise unter bzw. über der gekennzeichneten Lagertemperatur (außer kühlpflichtige Ware) gelagert und transportiert werden kann.

Als weitere Hilfsmittel wird in dem Zusammenhang die Ermittlung der mittleren kinetischen Temperatur (MKT) angeführt. Die MKT ist definiert als das kinetische Mittel aller Temperaturen, denen das Arzneimittel in der Zeit der Lagerung und des Transports in der Lieferkette ausgesetzt war.

Laut der Argumentation der Verbände sollte die angegebene Lagertemperatur immer im Zusammenhang mit der vollständigen Haltbarkeitsdauer betrachtet werden. Wird somit ein Arzneimittel 36 Monate lang einer Temperatur von 25°C ausgesetzt, ergibt das die gleiche Belastung wie 33 Monate bei 21°C und 3 Monate bei 40°C.

Im Rahmen des Positionspapiers wird auch auf den zuletzt im Jahre 2014 revidierten Codex für den Transport von Arzneimitteln in Österreich verwiesen. Dieses Dokument wurde von den Verbänden PHAGO und PHARMIG publiziert. Darin heißt es:

"Bei der Lagerung von Arzneimitteln wird im Allgemeinen zwischen Raumtemperaturprodukten und Kühlprodukten unterschieden. Die Lagerräume sind demgemäß für diese Temperaturbereiche qualifiziert. Die GDP schreibt vor, dass die Produkte "in einem akzeptablen Bereich transportiert" werden müssen. Diese Formulierung berücksichtigt, dass die Verteilung der Arzneimittel derart viele Prozessschritte (Beladen, Entladen, etc.) beinhaltet, dass es unter der Nutzung von ökonomisch vertretbaren qualifizierten Standardtransportsystemen unmöglich ist, die definierten Lagertemperaturen zu jeder Zeit und ohne Unterbrechung während aller Transportprozesse einzuhalten.

Es ist somit gerechtfertigt, risikobasiert für den lokalen Transport Akzeptanzkriterien für kurzfristige Unterbrechungen (bis zu 12 Stunden) zu definieren.

(…) Anhand einer Risikobewertung ist festzuhalten, dass der Einfluss dieser transportbedingten kurzfristigen Abweichungen (bis zu 12 Stunden) auf die Stabilität und Haltbarkeit im Hinblick auf den maximal zulässigen Abbau des Wirkstoffs über die gesamte Laufzeit der Produkte vernachlässigbar ist. (…)".

Inwieweit die GMP/GDP Überwachungsbehörden dieser Interpretation folgen, wird zu beobachten sein. Die britische Arzneimittelbehörde hatte zur Nutzung der MKT-Werte ein Question and Answer Dokument publiziert, siehe Hinweise der MHRA zu den Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung der MKT-Werte.

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