3R - ein weltweiter Ansatz mit Auswirkungen auf die pharmazeutische Industrie

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Hintergrund
Am Montag den 07. Juli hat das National Institutes of Health (NIH) im Rahmen eines NIH und FDA Workshops zur Reduziuerung von Tierversuchen bekanntgegeben, dass die biomedizinische Behörde keine Fördermittel mehr für neue Förderanträge vergeben wird, die sich ausschließlich auf Tierversuche stützen. Dr. Nicole Kleinstreuer, Acting NIH Deputy Director for Program Coordination, Planning and Strategic Initiatives wird in der Presse wie folgt zitiert:
“I’m delighted to announce today that all new NIH funding opportunities moving forward should incorporate language on consideration of NAMS. NIH will no longer seek proposals exclusively for animal models.”
Diese Ausage passt auch zur Ankündigung der FDA zur schrittweisen Abschaffung der Tierversuchspflicht für monoklonale Antikörper und andere Medikamente.
Die aktuelle Entwicklung zeigt sich weltweit, was in der folgenden Übersicht dargestellt wird:
Das Prinzip im Hintergrund
Das 3R-Prinzip – Replacement (Ersetzung), Reduction (Verringerung) und Refinement (Verbesserung) – wurde 1959 von Russell und Burch formuliert. Es bildet heute die ethische und wissenschaftliche Grundlage für den verantwortungsvollen Umgang mit Tierversuchen. Weltweit setzen sich Regierungen, wissenschaftliche Institutionen, Industrien und Tierschutzorganisationen für die Umsetzung dieser Prinzipien ein. 1. Internationale Organisationen und Rahmenwerke
OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
- Entwickelt und validiert standardisierte Testmethoden für Chemikalien.
- Fördert die Anerkennung von tierversuchsfreien Alternativmethoden in Testleitlinien (z. B. OECD TG 431 für Hautkorrosion ohne Tierversuche).
EU (Europäische Union)
- Richtlinie 2010/63/EU regelt Tierversuche streng und verpflichtet zur Anwendung von Alternativmethoden, wenn verfügbar.
- EURL ECVAM (Europäisches Referenzlabor) koordiniert die Validierung von Alternativmethoden.
- Förderung durch das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe (z. B. Projekte wie ToxRisk, PARC).
ICCVAM (USA) & NICEATM
WHO & ICH
- WHO fördert tierversuchsfreie Impfstoffprüfungen (z. B. konsistenzbasierte Chargenfreigabe).
- Die International Council for Harmonisation (ICH) integriert 3R in regulatorische Richtlinien für Humanarzneimittel.
2. Regionale und nationale Initiativen
Deutschland
- BfR und ZEBET fördern Alternativmethoden und deren Anerkennung.
- 3R-Zentren an Universitäten (z. B. Charité 3R, CAAT-Europe).
- Stärkere Einbindung von 3R in Förderprogramme (z. B. durch das BMBF).
Großbritannien
- Führend mit dem NC3Rs (National Centre for the Replacement, Refinement & Reduction of Animals in Research).
- Enge Zusammenarbeit mit Industrie, Universitäten und Regulierungsbehörden.
USA
- Neben ICCVAM sind auch FDA und EPA aktiv bei der Integration alternativer Methoden.
- Programme wie Tox21 und ToxCast nutzen Hochdurchsatzverfahren und Computermodelle
- NIH hat angekündigt, keine reinen Tierversuchsanordnungenmehr zu fördern
China, Japan, Südkorea
- Wachsende Akzeptanz von Alternativmethoden in regulatorischen Prozessen.
- Ausbau von Validierungszentren und internationale Kooperationen mit OECD und EU.
3. Methodenentwicklung und technologische Fortschritte
Gerade in den USA hat die Verwendung von alternativen Technologien und Verfahren einen ´Namen bekommen, der mehr und mehr Verwendung findet: NAMS (New Approach Methodologies). Gemeint sind damit:
- In-vitro-Modelle z.B. 3D-Zellkulturen, Organ-on-a-Chip, humane Stammzellmodelle.
- In-silico-Modelle z.B. Computergestützte Vorhersagen zu Toxizität und Wirksamkeit (QSAR, maschinelles Lernen).
- Kombination von Datenbanken, KI und Simulationsmodellen.
- Ex-vivo-Ansätze, z.B. Nutzung menschlicher Gewebeproben (z. B. Haut, Leber).
Sie alle reduzieren die Notwendigkeit von Tiermodellen in bestimmten Testbereichen auch rund um Pharma, sei es der Endotoxin- und Pyrogen Testbereich, die Testung von Toxizizäte u.v.m.
Fazit
Die weltweiten Aktivitäten zu den 3R-Prinzipien zeigen erhebliche Fortschritte bei der Reduktion von Tierversuchen. Dennoch sind weitere Investitionen in Forschung, Bildung, regulatorische Anerkennung und internationale Zusammenarbeit notwendig, um Tierversuche langfristig durch zuverlässige Alternativen zu ersetzen. Die Entwicklung innovativer Technologien und der politische Druck in Richtung ethischer Forschung bieten hierfür eine solide Grundlage.Dazu relevante Themen wie alternative Testmethoden von mikrobiologischen Prüfungen, über Potency Assays bis hin zu rekombinanten Faktoren werden ausführlich im Rahmen von PharmaLab 2025 am 24.-26. November in Neuss behandelt, die Konferenzstränge zu mikrobiologischen, analytischen und bioanalytischen Themen bietet